Was sind Graffitis?
Kunst? Schmiererei? Sachbeschädigung? Ein kurzer Einblick in das sich immer mehr verbreitende Phänomen Graffiti.
Sgraffito, auch Graffito, (v. italienisch sgraffiare: kratzen), ursprünglich allgemein für Zeichen und Symbole gebräuchlich, die auf Mauern und Felswände eingeritzt werden, im engeren Sinne Bezeichnung für eine Technik der Wand- und Fassadenmalerei.
Aus der Bezeichnung Graffito wurde das Wort Graffiti als Oberbegriff für Wandbilder und Schriftzüge, die mit Sprühdosen und Filzstift aufgebracht werden, abgeleitet.
Graffiti ist eine künstlerische Ausdrucksform, die in den siebziger Jahren von den USA ihren Ausgang nahm und bei der die Künstler zunächst politische Parolen, später auch bildliche Darstellungen an die Wände öffentlicher Gebäude sprühten.
Der erste "TAG", wie die Graffiti-Künstler ihren an die Wand bzw. als Unterschrift unter ihr "Werk" gesetzten Namen nennen, wurde von einem New Yorker Fahrradboten gemalt. Einem Artikel aus der New York Times zufolge zog dieser quer durch die Straßen von New York und hinterließ auf beinahe jeder Wand seinen Namen "TAKI" und seine Postleitzahl "183". Der Drang, sich in gleicher Form aus der Masse abzuheben, ließ hunderte von Jugendlichen diesem Beispiel folgen.
In Deutschland wird der Graffiti-Boom unter anderem auf die Ausstrahlung des Dokumentarfilmes "Wild Style" (1983) und die Veröffentlichung des Graffiti-Buches "Subway Art" im Jahre 1984 zurückgeführt. Seither prägen Graffiti auch die Gesichter der deutschen Städte.
Mit dem Sprayernamen schlüpfen die Jugendlichen in eine neue Identität. Wer respektiert werden möchte, wird durch die Szene angetrieben, illegale Bilder zu malen und seinen TAG im Stadtbild zu verbreiten. Die Tags werden an Wänden und Verkehrsmitteln mit Edding-Stiften oder Sprühdosen hinterlassen. Über die Verbreitung ihres Tags in der Stadt gewinnen die Jugendlichen innerhalb der Szene an Ruhm, ihr Ziel ist es, in eine Sprayergruppe, eine so genannte "Crew", aufgenommen zu werden.
Wenn die Jugendlichen in eine feste Crew aufgenommen sind, suchen sie gezielt nach geeigneten Flächen in der Stadt, dazu gehören beispielsweise Lärmschutzwände, Brücken und Eisenbahnzüge. Wichtig ist den Jugendlichen, dass ihr Graffiti von vielen Menschen gesehen wird und möglichst lange sichtbar bleibt. Dabei ist die Sachbeschädigung nicht vorrangiges Ziel, sie wird jedoch billigend in Kauf genommen.
Wer fest in die Szene integriert ist, erklärt Graffiti zum "Way of Life", zum Lebensinhalt. Immer wieder berichten Jugendliche von einer Sucht nach dem Nervenkitzel beim illegalen Sprühen, die durch gruppendynamische Prozesse begleitet wird.